Haufige Fragen zur Südspange

Nicht jede*r verfolgt die Berichterstattung der Kieler Nachrichten, wälzt sich durch Dokumente des Kieler Tiefbauamtes oder hat den Bundesverkehrswegeplan auf dem Nachttisch gleich neben dem Schwedenkrimi liegen. Einige Fragen zum Stand der Planung werden hier kurz beantwortet. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Ergänzungen, Korrekturen und Hinweise gerne per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Das ist in der Tat die am häufigsten gestellte Frage. Antwort: Ja, leider.

Vordergründig geht es darum, dass die B404 eines Tages als A21 in Kiel enden soll. Die Einschätzung ist, dass das jetzige Barkauer Kreuz (B404/B76) und der bereits jetzt stark belastete Theodor-Heuss-Ring von Verkehr entlastet werden müssten, wenn die Autobahn da ist.

Am besten natürlich garnicht. Dazu, wann es ernst werden könnte, gibt es unterschiedliche Aussagen.

Vereinfacht gesagt: Der Zug kommt jetzt ins Rollen. Derzeit (Stand Anfang 2021) befindet sich das Projekt "Südspange Kiel" im Stadium der Vorplanung.

lage suedspange klVergleichskarte Südspange osm

[Karten zur Vergrößerung anklicken]

Die genaue Trassenführung würde erst im Zuge der weiteren Planung festgelegt werden. Im Zuge der Vorplanung wurden im Auftrag des Kieler Tiefbauamtes verschiedene Alternativen für den Anschluss der A21 an Kiel geprüft. Die Bundesplanung entspricht dem  "Planfall 1". Im sogenannten Erläuterungsbericht (.pdf, 12MB),  finden sich sehr detaillierte Karten, wie die Südspange umgesetzt werden könnte.

Wichtig ist, dass die Südspange nicht nur eine Straße "von A nach B" ist, sondern dass dabei weitere Baumaßnahmen wie ein Autobahnkreuz, eine Nebenstrecke über den Eidertal-Wanderweg und eine Verlegung von "Hein Schönberg" nötig werden, die noch mehr Natur und Kleingärten zerstören würden.

In Stichworten:

  • Die geplante Südspange löst keine Verkehrsprobleme, sondern verlagert und verschärft diese.
  • Sie wirkt sich kontraproduktiv auf den Klimaschutz aus
  • Ein besonders schützenswerter Teil des Kieler Grüngürtels wird zerstört - für immer.
  • Viele KleingärtnerInnen verlieren ihre Gärten, ein Erholungsraum geht verloren.
  • Es gibt bessere Alternativen, die Priorität haben sollten.

Im Einzelnen:

Da es noch keine feststehende Planung gibt, lässt sich nur ungefähr abschätzen, wie viele Kleingartenparzellen der Südspange geopfert würden. Ausgehend vom Trassenverlauf, wie er als "Planfall 1" im Gutachten für das Tiefbauamt eingezeichnet ist, würden mindestens 335 Gärten wegfallen. Das ist in etwa die gleiche Größenordnung an Kleingartenzerstörung wie im Prüner Schlag für den Bau von Möbel Kraft / Höffner.
Im Einzelnen:

ostring 2 klAus Sicht eines "1980er-Jahre Verkehrspolitikers" macht die Südspange nur dann Sinn, wenn sie auch noch weiter durch die Kieler Botanik nach Norden geführt wird, um den jetzigen Ostring zu "entlasten". Das wäre dann der "Ostring II" oder "Ostuferentlastungsstraße". Im Bundesverkehrswegeplan 2030 ist das als "weiterer Bedarf" aufgeführt. Das heißt übersetzt: Planungsauftrag frühestens 2030. Baubeginn frühestens 2045, eher 2050. Also nie. Denn kein normaler Mensch, nicht einmal die hiesige IHK oder die Kieler FDP, wird in 15-20 Jahren noch ernsthaft den Neubau von aufwändigen Schnellstraßen durch intaktes Grün für den automobilen Individualverkehr erwägen. Wettet jemand dagegen?

Die Südspange ohne Ostring II wäre demnach also ein Schildbürgerstreich. Und genau so wird es kommen, wenn die Südspange nicht gestoppt wird!

Jein.

Ja, es steht im beschlossenen Bundesverkehrswegeplan (BVW 2030) drin.
Nein, weil Beschlüsse auch aufgehoben werden können, wenn Politiker zur Vernunft kommen.

Ein prominentes Beispiel war die geplante Transrapid-Strecke von Hamburg nach Berlin, die 1992 beschlossen wurde und acht Jahre später, kurz vor Beendigung des Planfeststellungsverfahrens (!), endgültig beerdigt wurde.

Ein aktuelles Beispiel wäre der teure Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals, der wie die Südspange im BVWP 2030 als "vordringlicher Bedarf" steht. Mittlerweile scheint gesichert, dass die geplante Vertiefung nicht erfolgen wird. Auch weil aufgrund des Klimawandels andere Notwendigkeiten Vorrang  haben.

Mit einem vorraussichtlichen Baubeginn nicht vor 2029 müssten die jetzigen Planungen zudem noch zwei Bundestagswahlen "überstehen", da selbstverständlich andere politische Mehrheiten auch jederzeit andere Beschlüsse fassen können.

Und auch im sogenannten Ausbaugesetz der Bundesfernstraßen heißt es unter §4 : "Nach Ablauf von jeweils fünf Jahren prüft das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, ob der Bedarfsplan [also der BVWP] der Verkehrsentwicklung anzupassen ist; in die Prüfung sind die bei der Bedarfsplanung berührten Belange, insbesondere die der Raumordnung, des Umweltschutzes [!] und des Städtebaus, einzubeziehen. [...]"

 

Klares Nein!

Richtig ist zwar: Es handelt sich bei diesen Projekten um Bundesfernstraßen, die nach jetziger Beschlusslage auch vom Bund bezahlt würden, aber ...

Stop der Planung und Denkpause (Moratorium), um mit Priorität die Kieler Verkehrsprobleme anzugehen im Rahmen eines Gesamtkonzeptes - inklusive Stadtbahn. Ein solches Gesamtkonzept sollte auch die Wirkung überregionaler Maßnahmen mit einbeziehen, die durch den Klimaschutz erforderlich werden, z.B. Verlagerung des Fernverkehrs auf die Schiene (Personen + Güter) oder mögliche CO2-Besteuerung.

Ein konkretes lokales Element wäre hierbei möglicherweise, die von der großen Mehrheit der Kieler Stadtpolitik geforderte Stadtbahn auf vorhandener Schienentrasse über das Gewerbegebiet Wellsee in das Neubaugebiet Neu-Meimersdorf im Kieler Süden zu führen.