40% Reduktion der Kfz-Fahrleistung bis 2035 innerhalb Kiels gegenüber 2015 wie im Masterplan Mobilität vorgesehen? Dass bereits 2020 kurzzeitig dieses Plus an Lebensqualität in Kiel erreicht wurde, lag nicht an einer ambitionierten Stadtpolitik. Sondern an Corona. Aber die Konsequenzen weisen über den Moment hinaus.
Denn während das Auto rein anteilsmäßig als "Gewinner" und der ÖPNV zum "Verlierer" der Pandemie erklärt wurden, zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die Digitalisierung der Arbeit und weiterer Lebensbereiche einen massiven Schub bekommen hat. Und zwar einen, der bleiben wird.
Vieles, was bis vor kurzem noch undenkbar war, ist unter dem Druck von Inzidenzen und Virusmutanten schnell alltäglich geworden:
Die Arbeit, die ins Homeoffice verlegt wurde. Die Versammlungen und Meetings, die per Videokonferenz laufen. Laut einer aktuellen Studie (pdf), die vom Forschungsministerium gefördert wurde, könnte alleine der Verzicht auf überflüssige Geschäftsreisen durch Videokonferenzen rechnerisch 700.000 PKW und 3 Mio Tonnen Treibhausgase einsparen.
Vieles wird dabei aber auch wieder von politischen Rahmenbedingungen abhängen: Dazu gehört die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs und der Abbau von Entfernungspauschalen. Benötigt wird aber auch ein schnellerer Ausbau der Netzinfrastruktur. Ob für störungsfreie Konferenzen der Ministerpräsiden*innen oder für die zuverlässige Homeoffice-Verbindungen vom Stammsitz in Kiel in die Holsteinische Pampa.
Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Auch die Corona-Pandemie lehrt, dass es viele sinnvollere und dringendere Investitionen gibt, als noch Geld für neue Straßen auszugeben. Und kluge Investitionen erleichtern auch denen das Leben, die auf das Auto angewiesen bleiben werden. 12% Reduktion des Autoverkehrs im ersten Corona-Jahr brachten 28% weniger Staus auf den Straßen und halbierten deren Länge. Sagt der ADAC.